Mit tiefer Bestürzung und großer Trauer müssen wir das Ableben von Prof. Dr. Michael P. Manns im Alter von 73 Jahren bekanntgeben. Der weltberühmte Gastroenterologe und Hepatologe erlag am 15. August 2025 einer Tumorerkrankung, die ihn seit Monaten zwar gezeichnet hat, ihn aber nicht davon abhielt bis zuletzt als Wissenschaftler und Mentor aktiv zu bleiben.
Prof. Dr. Michael P. Manns war einer der international renommiertesten Vertreter seines Fachgebietes und der MedUni Wien zeitlebens fachlich und persönlich sehr eng verbunden. 2012 erhielt er in Anerkennung seiner tiefen Verbundenheit mit unserer Universität die Hans Popper Lectureship als das jährliche akademische Highlight unseres Fachgebietes.
Er prägte über fast drei Jahrzehnte als Direktor die Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Endokrinologie an der Medizinischen Hochschule Hannover, an deren Spitze er über die letzten 5 Jahre als Präsident stand. Trotz seiner vielfältigen Verpflichtungen war er Wien und Österreich über viele Jahrzehnte treu verbunden, was in zahlreichen wechselseitigen Einladungen zu Vorträgen und Vorsitzen auf Veranstaltungen der ÖGGH, der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) und der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM), gemeinsamen klinischen Studien und regelmäßigen Besuchen an gastroenterologischen Einrichtungen in Österreich zum Ausdruck kam.
Michael Manns wurde 1951 in Koblenz, dem Tor zum oberen Mittelrheintal, geboren, wo er auch aufwuchs. Das Medizinstudium absolvierte er in Mainz und Wien, seine Ausbildung zum Internisten und Gastroenterologen erhielt er an den Universitätskliniken der Freien Universität Berlin und der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Ein 2-jähriger Forschungsaufenthalt am W.M. Keck Autoimmune Disease Center an der Scripps Clinic and Research Foundation, La Jolla, USA, legte einen weiteren Grundstein für seine eindrucksvolle internationale Karriere.
Neben seiner Rolle als Klinikdirektor, Forscher, Arzt, universitärer Lehrer und Mentor hatte er die Präsidentschaft etlicher namhafter Gesellschaften inne, unter anderem der Deutschen Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS), der Deutschen Arbeitsgemeinschaft zum Studium der Leber (GASL), der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM) sowie der United European Gastroenterology (UEG). Die Präsidentschaft der renommierten Medizinischen Hochschule Hannover stellte zweifellos einen weiteren Höhepunkt seiner eindrucksvollen Karriere dar. Zuletzt hatte er eine Seniorprofessur des Landes Niedersachsen inne und blieb der Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie, Infektiologie und Endokrinologie eng verbunden.
Professor Manns erhielt zahlreiche Auszeichnungen, wie den International Hans Popper Award 1995 und den European Association for the Study of the Liver (EASL) Recognition Award 2007 und im Jahre 2022 den UEG Lifetime Achievement Award. Er ist Ehrenmitglied mehrerer wissenschaftlicher Akademien und wissenschaftlicher Gesellschaften, 2019 erhielt er als Ausdruck seiner großen Verbundenheit zu Österreich die Ehrenmitgliedschaft der ÖGGH.
Er hatte das Fachgebiet der Hepatologie und Gastroenterologie auf allerhöchster internationaler Ebene nachhaltig geprägt, vor allem auf dem Gebiet der viralen und autoimmunen Lebererkrankungen, gastrointestinalen Onkologie, Transplantationsmedizin und regenerativen Medizin. Professor Manns war nicht nur ein erfolgreicher Arzt und Wissenschaftler, ein Paradebeispiel eines translationalen Forschers, sondern auch ein begnadeter Brückenbauer zwischen Forschungsinhalten und Forschungsnetzwerken. Beispielhaft sei hier der Brückenschlag erwähnt, der ihm von ersten wissenschaftlichen Durchbrüchen in der Grundlagenforschung zur Aufklärung von Zielantigenstrukturen von Antikörpern bei der Autoimmunhepatitis, über die großen internationalen klinischen Studien zur Therapie der Autoimmunhepatitis mit Budesonid und die Landmarkpaper zur Therapie der Hepatitis C (sowie B und D), bis hin zu den großen universitären, nationalen und internationalen Netzwerkprogrammen wie dem Kompetenznetzwerk Hepatitis und der Deutschen Leberstiftung gelang. Er ist mit Abstand der meist-zitierte „Leber-, Magen- und Darm-Forscher in Europa“ und gehört er zu den Top 1 % der am häufigsten zitierten Wissenschaftler im Bereich der klinischen Medizin.
Michael Manns achtete konsequenterweise immer darauf, dass Wissenschaft auch beim Abnehmer, unseren PatientInnen landete, und nicht im Elfenbeinturm verkommt. Er war sich immer seiner gesellschaftlichen und gesellschaftspolitischen Verantwortung als Arzt und Wissenschaftler bewusst und stellte sich dieser, wenn es darum ging Positionen zu beziehen und Visionen zu entwickeln. Bei einer Ordensverleihung für seine Leistungen und Verdienste in der medizinischen Forschung im April dieses Jahres hieß es so treffend: „Professor Manns sorgte dafür, dass Menschen länger und besser leben.“
Der Mensch Michael Manns ist bei allen seinen großen Verdiensten und Errungenschaften immer authentisch und bescheiden geblieben. All dies gelang ihm mit einer unglaublichen Lockerheit und viel Humor, als „Kind vom Rhein“ (wie er sich selbst of bezeichnete) war er dazu ja quasi herkunftsmäßig verpflichtet, vielleicht haben auch sein Studienjahr in Wien und die häufigen Besuche seiner ebenfalls in Wien studierenden Tochter, sowie zuletzt seine vielen Termine als Präsident der in Wien ansässigen UEG ein wenig dazu beigetragen. Aus dieser Zeit stammte auch die Wertschätzung für die österreichischen Lebensart und Kultur, er liebte vor allem die Musik, das Theater, und die Berge und besuchte regelmäßig den Wiener Ärzteball. So ist ihm und seiner Familie Wien fast zur zweiten Heimat geworden.
Michael Manns war ein Anhänger der These „dass die Welt von Typen gestaltet wird, nicht von Gremien und Räten“ und Michael Manns war selbst zweifellos „ein Typ“, geradlinig und direkt wenn es um die Sache geht, aber nie verletzend. Er verstand es auf Menschen zuzugehen, Menschen für eine Sache zu begeistern, zusammenzubringen und zusammenzuschweißen. Seine Führungsqualitäten sind legendär, als Fußballbegeisterter (hingebungsvoller Anhänger des Hannoveraner Traditionsvereins Hannover 96) sah er auch die Medizin als Mannschaftssport. Seine MitarbeiterInnen und SchülerInnen waren stets bereit, für ihn durch das Feuer zu gehen und vice versa. Das dürfte, neben aller fachlichen Exzellenz, auch eines seiner Erfolgsgeheimnisse gewesen sein.
Professor Manns hat die wissenschaftlichen Karrieren zahlreicher österreichischer GastroenterologInnen als Leitfigur und Berater in Karriere und Lebensfragen inspiriert, gefördert und maßgeblich unterstützt. Er und seine Schüler haben zahlreiche wissenschaftliche Kooperationen zwischen der MedUni Wien und der Medizinischen Hochschule Hannover begleitet und unterstützt, was über die letzten Jahre zu einem regen intellektuellen und personellen Austausch zwischen den beiden Institutionen auf dem Gebiet der Hepatitis D, primär sklerosierenden Cholangitis, Leberzirrhose und dem hepatozellulären Karzinom geführt hat.
Mit Michael Manns verlieren wir einen weltweit anerkannten Wissenschaftler, begnadeten Arzt, akademischen Lehrer, Kollegen, Mentor, Ratgeber und wundervollen Freund. Unsere tiefe Trauer ist begleitet von großer Dankbarkeit dafür, was er in uns bewirkt und uns hinterlassen hat. Er war Inspiration und Vorbild für uns alle.
Unser Mitgefühl und unsere Gedanken sind in diesen schweren Stunden bei seiner Familie, Freunden und engsten Wegbegleitern.
Michael Trauner, im Namen aller MitarbeiterInnen der Klinischen Abteilung für Gastroenterologie und Hepatologie