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Forschung und Ausbildung

STRATA-FIT

Das Vorhaben des STRATA-FIT-Konsortiums ist vielversprechend und adressiert eine entscheidende Lücke im Management der rheumatoiden Arthritis (RA). Die Entwicklung von Rechenmodellen zur Identifizierung und Stratifizierung von schwer zu behandelnden (D2T) RA-Patienten anhand von realen klinischen Daten ist ein bedeutender Schritt hin zu personalisierten Behandlungsstrategien.

Durch die Einbeziehung von Entzündungsmarkern und die Nutzung von Rechenmodellen zielt das Konsortium darauf ab, nicht nur die Behandlung von D2T RA zu verbessern, sondern auch die Entwicklung einer D2T RA bei Patient:innen mit früher RA möglicherweise zu verhindern. Dieser proaktive Ansatz könnte die Patient:innenergebnisse signifikant verbessern und die Belastung durch RA sowohl für Einzelpersonen als auch für die Gesellschaft reduzieren.

Die Erstellung eines europäischen Lerngesundheitssystems unter Verwendung einer datenschutzsicheren, föderierten Lerninfrastruktur unterstreicht das Engagement für den Datenschutz und nutzt gleichzeitig das kollektive Fachwissen und die Daten über Institutionen hinweg. Dieser gemeinschaftliche Ansatz birgt großes Potenzial zur Weiterentwicklung der Rheumatologie und zur Verbesserung der Lebensqualität von Patient:innen mit RA.

Squeeze

Squeeze ist ein von der Europäischen Union finanziertes multinationales Projekt, das über fünf Jahre läuft. Squeeze zielt darauf ab, die derzeit verfügbaren DMARDs für Patienten mit rheumatoider Arthritis effizienter zu nutzen, was zu einem besseren Ansprechen und einer höheren Lebensqualität führt. Weitere Informationen finden Sie unter der Rubrik Kooperationen und dem Link zur SQUEEZE-Homepage.

Funktionelle Medikamentenüberwachung

Eines der wichtigsten Ziele bei der Behandlung der RA ist es, den Patienten zu helfen, eine Remission zu erreichen. Eine Remission erhöht die Chancen auf radiologische Stabilität, gute Funktion und Lebensqualität. Die Sicherheit und Verträglichkeit der Behandlung sind ebenso wichtig wie ihre Wirksamkeit. Es ist üblich, die Behandlung aufgrund von Sicherheitsbedenken zu wechseln. Einige Patienten haben auch nach Erreichen des Behandlungsziels noch Probleme im täglichen Leben. Heutzutage werden DMARDs in Anlehnung an die Behandlungsrichtlinien für RA häufig eingesetzt. Diese Ansätze haben die Behandlung von RA-Patienten verbessert. Allerdings ist eine personalisierte Medizin zu Beginn der Behandlung noch nicht möglich. Derzeit gibt es keine Marker, mit denen sich beurteilen lässt, wie gut DMARDs zur Immunmodulation wirken.

TTV ist ein DNA-Zirkel mit genetischer Vielfalt, der 1997 bei Patienten mit unklarer Hepatitis entdeckt wurde. Ursprünglich wurde angenommen, dass er mit Hepatitis in Verbindung steht. TTV ist sowohl bei Menschen mit rheumatischen Erkrankungen als auch bei gesunden Personen verbreitet. Die meisten Menschen tragen TTV unabhängig von einer Erkrankung in sich.

Um 2010 wurde TTV als Marker für das Immunsystem nach Stammzelltransplantationen entdeckt. Höhere Werte wurden bei verschiedenen Transplantationspatienten (Leber, Lunge und Niere) festgestellt. Der TTV-Anstieg variierte je nach T-Zell-gerichteten Medikamenten. TTV-Spiegel wurden mit Immunsuppression und Infektionsrisiken bei Empfängern von Organtransplantaten in Verbindung gebracht. Bei Nierentransplantationspatienten mit spezifischen TTV-Werten waren die Ergebnisse stabil. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass höhere TTV-Werte das Infektionsrisiko erhöhen, während niedrigere Werte das Abstoßungsrisiko erhöhen. Auch in der Rheumatologie deuten erste Studien darauf hin, dass TTV ein Marker für ein besseres Ansprechen auf die Behandlung sein könnte und je nach verwendetem Medikament variiert. Auf dieser Grundlage wollen wir den Einfluss von DMARDs und Krankheitsaktivität auf den TTV-Wert und seinen potenziellen Wert für die Steuerung von Behandlungsentscheidungen entschlüsseln.

Modelle der Versorgung

Ein weiterer wichtiger Aspekt bei der Behandlung von Patienten mit RA ist die Frage, wie Empfehlungen und neuartige Maßnahmen tatsächlich in den Alltag von Menschen mit RA und in das jeweilige Umfeld ihres Betreuers integriert werden können. Um die Forschungsergebnisse optimal nutzen zu können, sollten gründliche Umsetzungsanalysen und -pläne in Betracht gezogen werden. Wir befassen uns mit wichtigen Fragen zur Messung und Verbesserung der Therapietreue, der Lese- und Schreibfähigkeit, eHealth-Interventionen und Möglichkeiten zur Integration neuer Techniken in Arbeitsabläufe.

Patient Research Partners

Patienten-Forschungspartner (PRPs) arbeiten als geschätzte Teammitglieder an der Seite professioneller Forscher und tragen mit ihrem Wissen aus erster Hand zum besseren Verständnis der Zielkrankheit bei. Ihr Erfahrungswissen umfasst Einblicke in die Erkrankung einer Person und wie sie sich auf verschiedene Aspekte des Lebens auswirkt, z. B. auf soziale Interaktionen und Erfahrungen im Gesundheitswesen. Das Erfahrungswissen umfasst die notwendigen Fähigkeiten und Einstellungen für eine erfolgreiche Zusammenarbeit im Forschungsumfeld. Die Einbeziehung von PRPs in die Forschung hat sich in den letzten zwei Jahrzehnten zu einem bedeutenden Ansatz entwickelt, insbesondere bei chronischen Erkrankungen, die eine langfristige Betreuung erfordern. Die Anerkennung der Bedeutung der von Patienten berichteten Ergebnisse führte zu der Erkenntnis, dass die Einbeziehung von Patienten in die Planungsphase den Nutzen dieser Ergebnisse weiter erhöhen kann. Während die rheumatologische Gemeinschaft die Fortschritte in der Verbundforschung anerkennt, besteht die Notwendigkeit, wirksame Strategien für die Einbeziehung von Patienten in verschiedene Aspekte der Forschung zu entwickeln und umzusetzen.

Unser Ziel ist es, die Erkenntnisse über den Aufbau von PRP-Gemeinschaften, die Integration in Forschungsgruppen und die Ausbildungsmöglichkeiten für Patienten und Forscher zu verbessern, um die Zusammenarbeit zu fördern. Die Verbundforschung wird gelebt, kann aber in allen unseren laufenden Projekten immer noch verbessert werden.

Unsere Gruppe war an wichtigen Meilensteinen für die kollaborative Forschung in der Rheumatologie innerhalb der EULAR als medizinischer Berater für den EULAR-Online-Kurs für Patienten-Forschungspartner und die Aktualisierung der EULAR-Empfehlungen für die Einbeziehung von Patienten-Forschungspartnern in die rheumatologische Forschung beteiligt.

 

Digitale Gesundheit

E-Health, d. h. die Nutzung von Informations- und Kommunikationstechnologien für Gesundheitsdienste, umfasst eine breite Palette von Systemen und Diensten an der Schnittstelle zwischen Gesundheitswesen und Technologie. Von elektronischen Gesundheitsakten bis hin zu Telemedizin und Telemonitoring bietet E-Health zahlreiche Möglichkeiten, die Gesundheitsversorgung voranzubringen, die Gesundheitserziehung zu verbessern und die Patientenrechte zu wahren. Es ist von entscheidender Bedeutung, die bestehenden Ungleichheiten bei den Versorgungsstandards und dem Zugang zur Versorgung in Europa zu beseitigen. Die zunehmende Entwicklung von Initiativen und Gesetzen auf der ganzen Welt spiegelt die Anerkennung des Potenzials von E-Health bei der Förderung der Chancengleichheit im Gesundheitswesen wider. Darüber hinaus hat die zunehmende Nutzung von Smartphone-Apps und sozialen Medien zur Entwicklung eines neuen Rahmens für den weiten Bereich der elektronischen Gesundheitsdienste geführt. Dieser Rahmen umfasst die Nutzung mobiler Geräte für die Erfassung allgemeiner und individueller Gesundheitsdaten, die Bereitstellung von Gesundheitsdaten für Gesundheitsdienstleister, Forscher und Patienten, die Echtzeit-Überwachung der Vitalparameter von Patienten und die Bereitstellung direkter Pflege durch mobile Telemedizin. Die mobile Gesundheit (mHealth) stellt eine positive Entwicklung in diesem Bereich dar und ermöglicht den Patienten einen einfachen Zugang zu einer Vielzahl von Anwendungen, Online-Plattformen und anderen Ressourcen. M-Health-Dienste reichen von gebührenfreien Notrufsäulen oder Gesundheits-Callcentern (zugänglich in 75% der WHO-Länder) bis hin zu Programmen zur Therapietreue und Überwachung (in 48% der WHO-Länder). Soziale Medien spielen dabei eine wichtige Rolle, vor allem wenn man bedenkt, dass die Zahl der Nutzer sozialer Medien im Jahr 2020 auf 3,8 Milliarden geschätzt wird, was 49 % der Weltbevölkerung entspricht. Vor diesem Hintergrund spielt E-Health eine wichtige Rolle bei der Behandlung von Menschen mit chronischen Erkrankungen wie rheumatischen und muskuloskelettalen Erkrankungen. Die Integration von E-Health in der Rheumatologie bietet den Patienten nicht nur neue Möglichkeiten, sich über ihre Krankheit und Behandlungsoptionen zu informieren und mit anderen Patienten in Kontakt zu treten, sondern revolutioniert auch das Konzept der lebenslangen Betreuung von einem unzusammenhängenden Modell, das sich auf regelmäßige persönliche Besuche konzentriert, hin zu einem nahtlosen Kontinuum.


Gemeinsam mit Partnern in ganz Europa führen wir derzeit verschiedene Studien durch, um die Nutzbarkeit digitaler Technologien zu verbessern und so bessere, präzisere und praktikablere Optionen für die Begleitung und Unterstützung unserer Patienten zu schaffen. Dazu gehören Projekte rund um die Konsortien COTIDIANA und Rheumabuddy4.0. Innerhalb der Medizinischen Universität arbeiten wir eng mit dem Team von Prof. Tanja Stamm vom Institut für Outcomes Research zusammen.


Gemeinsam führen wir Studien durch, in denen wir die Bedürfnisse der verschiedenen Interessengruppen für eine erfolgreiche Implementierung von E-Health-Technologien, die Zuverlässigkeit von patientengenerierten E-Health-Daten und passive Sensortechnologien untersuchen.

Das Risiko rheumatoide Arthritis zu entwickeln

In den letzten 15 bis 20 Jahren haben sich unsere Kenntnisse über die verschiedenen Stadien, die der rheumatoiden Arthritis vorausgehen können, erheblich verbessert. Das Hauptziel dieser Forschung bestand darin, die Grundlagen dafür zu schaffen, dass in Zukunft möglicherweise Wege gefunden werden können, um den Ausbruch der Krankheit zu verhindern oder zu verzögern, sogar in einem präventiven Kontext. Ein wichtiger Schritt für Präventivmaßnahmen ist jedoch die Bewertung des Risikoniveaus, um festzustellen, wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, tatsächlich zu erkranken. Wenn man sich dessen bewusst ist, kann man leichter entscheiden, welche Intervention zu einem bestimmten Zeitpunkt sinnvoll erscheint.

Personen mit bestimmten Anzeichen, die für die Entwicklung einer RA verdächtig sind, werden gemeinhin als „Risikopatienten“ bezeichnet. Dieser Begriff wird aufgrund der Ungewissheit über das tatsächliche Auftreten der Krankheit verwendet. Die European Alliance of Associations for Rheumatology (EULAR) hat zu diesem Zweck eine Definition eingeführt, in der verschiedene Faktoren aufgeführt sind, die mit einem bestimmten Risiko verbunden sind. Diese Definition wird als klinisch vermutete Arthralgie (CSA) bezeichnet. Die Wahrscheinlichkeit, an einer RA zu erkranken, steigt mit dem Vorhandensein von mehr der oben genannten 7 Kriterien. Um eine hohe Sensitivität (> 90 %) zu erreichen, müssen mindestens 3 der 7 Parameter vorhanden sein, während für eine signifikante Spezifität (> 90 %) mindestens 4 der 7 Parameter erforderlich sind. Symptome wie Arthralgie, Müdigkeit und Knochendegeneration (durch bildgebende Verfahren nachgewiesen) gehen bei Personen, bei denen später eine RA diagnostiziert wird, häufig einer Gelenkentzündung voraus. Die Knochendegeneration, die bei RA vor der Gelenkentzündung beobachtet wird, tritt am häufigsten bei Patienten mit Serum-Autoantikörpern wie ACPA auf. In ähnlicher Weise erhöht das Vorhandensein von Arthralgien, insbesondere in Kombination mit ACPAs, Rheumafaktor (RF) und latenter Gelenkentzündung, die durch Bildgebung nachgewiesen wird, die Wahrscheinlichkeit einer späteren RA erheblich. Die Kriterien und Merkmale sollten immer in einem breiteren Kontext betrachtet werden. Der positive prädiktive Wert (PPV) von ACPAs für die Entwicklung einer RA in der Allgemeinbevölkerung beträgt etwa 8 %. Dies bedeutet, dass Personen mit einem positiven ACPA-Test in 92 % der Fälle ein falsch positives Ergebnis erhalten. Bei unspezifischen Arthralgien in der Sekundärversorgung wurden PPV-Raten von etwa 30 % festgestellt, und für CSA wurden Risiken von bis zu 63 % berichtet. Diese Risiken vor dem Test deuten darauf hin, dass genaue Vorhersagewerte und präzise Prognoseinstrumente bei Personen, die speziell aufgrund von CSA-Symptomen ausgewählt wurden, wahrscheinlicher sind als bei Personen ohne Symptome. Das Vorhandensein dieser besonderen Merkmale, wie Erkennbarkeit und Reversibilität, macht dieses anfällige Stadium der Arthralgie zu einer großartigen Gelegenheit für die Umsetzung von Strategien zur Sekundärprävention oder Intervention.


In den letzten 10 Jahren haben wir an mehreren Kooperationsstudien im Bereich der gefährdeten RA teilgenommen. Derzeit führen wir eine Beobachtungsstudie an CCP-positiven Personen mit Arthralgien durch, bei denen ein Verdacht auf RA besteht, um die Faktoren für die Entwicklung der Krankheit besser zu verstehen.